Sicherheit im Fußball

Fußball ist in Deutschland Volkssport Nummer eins. Als Spieler auf dem Platz, als Fan im Stadion oder als Zuschauer vor dem heimischen Fernseher:
Fußball verbindet wöchentlich Millionen von Menschen miteinander, quer durch alle gesellschaftlichen Schichten und unabhängig ihrer kulturellen Herkunft. Allerdings kommt es im Umfeld von Fußballveranstaltungen mitunter zu Ausschreitungen sowie Äußerungen von rassistischem und extremistischem Gedankengut. Gewalt, Rassismus, Extremismus, aber auch Diskriminierung sind gesellschaftliche Probleme, die auch vor Fußballereignissen keinen Halt machen. Fans, Verbände und die Politik sind daher aufgerufen, dieses Problem gemeinsam konstruktiv anzugehen.

Sicheres Stadionerlebnis? – Sachliche Debatte notwendig
Die Spielstätten der 1. und 2. Bundesliga gehören zu den sichersten der Welt. Bei vielen Großereignissen werden mehr Menschen verletzt als an einem einzigen Ligaspieltag. Dies ist zuvorderst ein Verdienst der Fans. In der Öffentlichkeit wurde gleichwohl ein Bild gezeichnet, bei dem Fans durch wilde Randale allwöchentlich Fußball-Stadien zum Tatort von Ausschreitungen machen. Forderungen aus der Politik und das eilig formulierte Sicherheitskonzept der DFL „Sicheres Stadionerlebnis“ folgten. Durch zahlreiche Protestaktionen von unterschiedlichen Fan-Gruppierungen wurde das Papier zwar noch maßgeblich verändert, aber eine Chance zum gemeinsamen Dialog wurde vergeben.

Die Junge Union Deutschlands spricht sich daher für eine unvoreingenommene Debatte über Sicherheit im Fußball aus. Durch die Nutzung neuer Medien kann dabei eine breite Masse der Fans angesprochen werden. Nur mit einer Diskussion auf Augenhöhe von Vertretern der Fans, der DFL und der Politik kann eine tragfähige und von allen Seiten gelebte Sicherheitskultur entstehen. Die wieder aufgenommenen Gespräche zwischen DFL und Fan-Vertretern können daher einen wertvollen Beitrag leisten. Grundsätzlich lehnen wir eine Kriminalisierung von Fans ebenso wie die Verteufelung von DFL, Sicherheitskräften oder Politik ab.

Das Stadion: Ein Raum für Fankultur
Fankultur ist ein wichtiger Bestandteil des Fußballs. Es sind die Fans, insbesondere die organisierten Fans, welche durch ihre kreativen und oft aufwendigen Choreographien den Besuch im Stadion gerade auch für Familien zu einem Erlebnis machen. Der gesellschaftliche Nutzen von diesem ehrenamtlichen Engagement darf nicht unterschätzt werden. Die überwältigende Mehrheit der Fans ist friedlich und begeistert sich für ihren Verein. Wir müssen diesen Fans die Möglichkeit lassen, das Stadion auch zu ihrer Bühne zu machen, denn sie sind der oft entscheidende 12. Mann.

Sicherheit im Stadion durch die Fans
Ausschreitungen und vermeintliche „Aktionen“ im Stadion bei denen auch unbeteiligte Dritte gefährdet werden, sind absolut inakzeptabel und werden zu Recht auch von der breiten (Fan-)Masse abgelehnt. Dies bringen die richtigen Fans regelmäßig zum Ausdruck. Wie die Erfahrungen der letzten Monate gezeigt haben, lassen sich die wenigen extremen Kräfte in den Kurven der 1. und 2. Bundesliga aber nicht nur über immer strengere Sicherheitsmaßnahmen kontrollieren. Diese werden sich besser durch den Druck der friedlichen Fanmehrheit in die Schranken weisen lassen. Hier sehen wir insbesondere Fangruppierungen in der Verantwortung. Kollektivstrafen wie die Beschränkung von Gästeplätzen oder Strafen für gesamte Fanszenen bei Verfehlung einzelner, frustrieren dagegen alle Fans und tragen nicht zur Lösung des Problems bei.

Ebenso unnötig sind unverhältnismäßige Ganzkörperkontrollen an den Stadion-Toren oder die Abschaffung von Stehplätzen. Im Gegenteil: Es sollte sich für den Erhalt von Stehplätzen eingesetzt werden, um der gesamten Breite der Gesellschaft einen Besuch in Stadion zu ermöglichen. In die richtige Richtung weist der Beschluss, von Ordnern eine Grundausbildung zu verlangen. Hierbei sollten insbesondere die Möglichkeiten deeskalierender Maßnahmen vermittelt werden. Im Stadion sollte außerdem auf die richtige und ausreichende Positionierung der Ordner geachtet werden.

Genauso wenig können aufgezwungene Fankodizies helfen. Vorstellbar wäre, dass Vereine mit ihrer Fanszene eine Art Kodex verhandeln. Ziel dieser Vereinbarung muss es sein, dass die jeweiligen Belange gehört werden und es zu einer Kultur der gegenseitigen Rücksichtnahme kommt. Attraktiv sind diese Vereinbarungen nur, wenn deren Befolgung auch spürbare Verbesserungen für die Beteiligten bringt.

Ein Modell, wie es von St. Pauli praktiziert wird, geht für Gästefans hierbei in die richtige Richtung, ist jedoch auf Bestrafung ausgelegt. Hiernach ist Gästefans grundsätzlich alles erlaubt, was die Stimmung und die Unterstützung der eigenen Mannschaft stärkt, solange sie sich im gesetzlichen Rahmen bewegen. Auch die sonst strittigen Doppelhalter und Blockfahnen können genehmigt werden. Im Falle einer Zuwiderhandlung wird den Gästefans alles bis auf Trikots und Schals untersagt. Vor dem Spiel wird versucht, genau dieses Modell über möglichst viele Kanäle an den Gastverein und seine Fans heranzutragen.

Die Junge Union Deutschlands begrüßt dieses Modell und den damit verbundenen Gedanken der Eigenverantwortlichkeit und fordert gleichzeitig die Vermeidung jeglicher Formen und Arten der Kollektivbestrafung. Diese Vereinbarungen zwischen Verein und Fans müssen von allen Seiten – auch von DFL und DFB – gelebt werden.

Gewalt außerhalb der Stadien
Die meisten Ausschreitungen spielen sich leider vor den Toren der Stadien ab. Allerdings gilt auch hier: Die allermeisten Fans gehen friedlich miteinander um! Grundsätzlich kann eine geschickte Streckenführung der verschiedenen Fangruppierungen unnötige Krawalle verhindern. Ziel der Sicherheitskräfte sollte stets die Deeskalation sein. Kommt es dennoch zu Gewalt und Ausschreitungen müssen die Täter – und nur diese – zur Verantwortung gezogen werden.

Wirksam bestrafen – Prävention fördern
Gewalt, Rassismus und Extremismus im Fußball müssen weiter entschieden bekämpft werden. Die gezielte und zügige Bestrafung des Täters muss dabei im Vordergrund stehen. Wir halten das geltende Strafrecht hierbei für ausreichend. Besser geschulte Ordner und hochauflösende Videokameras können einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung und Verfolgung von Straftaten leisten. Darüber hinaus sollen die Vereine durch Aussprache von langjährigen Stadionverboten – allerdings erst nach rechtskräftiger Verurteilung – auf die Täter einwirken. Grundsätzlich muss die Umsetzung jedes verhängten Verbots konsequent kontrolliert werden.

Dagegen muss geprüft werden, ob die Strafen für die Vereine in der Vergangenheit insbesondere nach Ausschreitungen wirksam waren. Geisterspiele verzerren den sportlichen Wettkampf und bestrafen im Kollektiv unschuldige Fans und sind daher abzulehnen. Geldstrafen sind ein geeignetes Mittel das Fehlverhalten bestimmter Fangruppierungen zu ahnden. Eine Kostenübernahmepflicht der Vereine für Polizeieinsätze ist jedoch nicht hinnehmbar.

Möglichkeiten der Gewaltpräventation müssen aktiv genutzt werden. Der Erfolg vieler Fanprojekte in Deutschland belegt, wie mitunter potentiell gewaltbereite Jugendliche und Jungerwachsene für eine kreative und konstruktive Unterstützung ihrer Vereine, unter Ablehnung jeder Form von Gewalt, Rassismus und Extremismus, gewonnen werden können. Eine Ausweitung der Förderung erscheint aus gesamtgesellschaftlicher Sicht sinnvoll.

Gewaltverlagerung in untere Ligen verhindern
Die Diskussion über das DFL-Papier darf keinesfalls den Blick verengen, dass in den unteren Ligen – bis hin zur Kreisliga – Gewalt mitunter eine neue Qualität gewonnen hat. Grund hierfür sind geringere Sicherheitsstandards sowie eine schwächere soziale Kontrolle. Eine Anhebung der Sicherheitsmaßnahmen scheint aber wegen der wirtschaftlichen Nöte von Vereinen und Verbänden undenkbar. Dennoch sollte bundesweit zumindest bei auffälligen Vereinen die ausreichende Abstellung von Ordnern verpflichtend sein. Ferner müssen im Einzelfall in Abstimmung zwischen Verbänden, Vereinen und Sicherheitsbehörden (präventive) Maßnahmen ergriffen werden.
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Auf dem Platz Fair-Play leben
Der Fußball führt wöchentlich Millionen von Spielern zusammen und fördert wie keine andere Sportart in Deutschland den innergesellschaftlichen Zusammenhalt und die Verständigung der Kulturen. Allerdings kommt es gerade im Amateurfußball – auch außerhalb sozialer Brennpunkte – vermehrt zu Provokationen, Tätlichkeiten, (rassistischen) Beleidigungen oder im Extremfall zu Ausschreitungen mit Beteiligung der Zuschauer. Opfer dieser Übergriffe sind nicht nur Spieler, sondern immer häufiger Schiedsrichter. Der Tod eines niederländischen Schiedsrichters nach einem Jugend-Amateurspiel sollte hierfür ein tragisches Mahnmal und Warnung zugleich sein.

Die Lösung dieses Problems ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, welche nicht allein durch straf- und sportrechtliche Maßnahmen bewältigt werden kann. Vielmehr muss Fair-Play gelebt werden. Beispielsweise sollte das gegenseitige Händereichen zwischen Spielern und Schiedsrichtern vor und nach dem Spiel zur Pflicht werden. Auch kann ein ligainterner Fair-Play-Preis, der einer Mannschaft oder ihren Fans zugutekommt, einen Anreiz für einen respektvollen Umgang miteinander bieten.

Zudem fordert die Junge Union Deutschlands die Initiierung einer Kampagne zur Anerkennung der Leistungen von Schiedsrichtern. Hierdurch sollen Spieler und Verantwortliche, aber auch Zuschauer für die schwierige und mitunter gefährliche Aufgabe der Schiedsrichter sensibilisiert werden.

Außerdem sollten zum Schutz der Schiedsrichter konkrete Maßnahmen, wie beispielsweise im württembergischen Fußballverband, umgesetzt werden. Dort müssen bei jedem Spiel zwei namentlich benannte, mit entsprechender Weste gekennzeichnete Ordner vorhanden sein. Diese sollten angehalten werden, auf Zuschauer deeskalierend einzuwirken und im Ernstfall die Polizei zu alarmieren. Ferner erscheint die Einführung eines „Konfliktmanagers“ nach dem Vorbild des bayrischen Landesverbands sinnvoll. Dieser kann im Falle von Auseinandersetzungen – etwa nach häufigeren Zwischenfällen verschiedener Mannschaften – vermitteln.

Was ist der JU Deutschlandrat?
Der Deutschlandrat ist das zweithöchste Organ der Jungen Union. Er setzt sich zusammen aus Vertretern der Landesverbände, dem Bundesvorstand sowie dem Bundesvorsitzenden der Schüler Union. Er tritt in der Regel dreimal im Jahr zusammen.

Der Beschluss „Sicherheit im Fußball gesamtheitlich denken!“ wurde vom Deutschlandrat am 09. und 10. März 2013 in Marburg gefasst.